1. Wo sind wir im Kirchenjahr?
Er ist wahrhaftig auferstanden! Ostern ändert die Geschichte der Menschheit. Nicht mehr der Tod hat das letzte Wort. Mit der Feier der Auferstehung beginnt die fünfzigtätige österliche Freudenzeit: Der Jubel über das Leben, das Christus bringt, soll nicht aufhören.
2. Tagesgebet:
Ewiger Gott, durch die Auferstehung deines Sohns hast du dem Tod die Macht genommen und das Leben für die Welt gebracht. Nimm den Kleinglauben aus unserem Herzen und lass uns einstimmen in den Osterjubel mit allen, die an die Auferstehung deines Sohns glauben, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
3. Lied des Tages: Erschienen ist der herrlich Tag (ELKG 80)
1. Erschienen ist der herrlich Tag, / dran niemand g’nug sich freuen mag: / Christ, unser Herr, heut triumphiert, / sein Feind er all gefangen führt. / Halleluja.
2. Die alte Schlang, Sünd und Tod, / die Höll, all Jammer, Angst und Not / hat überwunden Jesus Christ, / der heut vom Tod erstanden ist. / Halleluja.
3. Sein Raub der Tod musst geben her, / das Leben siegt und ward ihm Herr, / zerstöret ist nun all seine Macht. / Christ hat das Leben wiederbracht. / Halleluja.
4. Die Sonn, die Erd, all Kreatur, / alls, was betrübet war zuvor, / das freut sich heut an diesem Tag, / da der Welt Fürst darnieder lag. / Halleluja.
5. Drum wollen wir auch fröhlich sein, / das Halleluja singen fein / und loben dich, Herr Jesu Christ; / zu Trost du uns erstanden bist. / Halleluja.
4. Geistlicher Impuls zum Wochenspruch (Offenbarung 1,18)
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Was ist Ostern? Was macht ein Osterfest aus? Viele Bräuche haben sich um das Osterfest gebildet. In manchen Gegenden bricht man am frühen Morgen auf, um Osterwasser zu holen. Es gibt Osterfeuer, Osterräder, Schokoladenhasen und – selbst in einem Jahr wie diesem, in dem vieles so ganz anders ist – bunte Ostereier. Jeder dieser Bräuche hat einen tieferen Sinn, der vielleicht nicht immer jedem bewusst ist.
Eine Osternachtsfeier macht deutlich, macht ein wenig erlebbar, dass durch die Auferstehung von Jesus das Dunkel des Todes durchbrochen ist. Das Licht der Osterkerze ist erst klein und unscheinbar, doch wenn es weitergegeben wird, strahlt es immer heller. So ist es, wenn die Botschaft von der Auferstehung sich ausbreitet, in diese Welt hinein.
Ostergottesdienste sind voll mit fröhlichen Liedern, die Kirchen sind festlich geschmückt. Blühende Blumen stehen nicht nur für den beginnenden Frühling, für das Wiedererwachen der Natur. Sie stehen auch für den Sieg des Lebens, was ja gut zum Osterfest passt.
Zu Ostern wird gerne Gemeinschaft gepflegt. Ein gemeinsames Osterfrühstück vor oder nach dem Ostergottesdienst hat sich in vielen christlichen Gemeinden etabliert. Auch die Jünger waren ja als Gemeinschaft versammelt gewesen als sie die Botschaft von der Auferstehung erreichte.
Das Christuswort aus der Offenbarung, dass er tot war und lebendig ist, ist in eine völlig andere Situation hinein gesprochen: Johannes, Bischof mehrere Gemeinden in Kleinasien, war auf die Insel Patmos verbannt. Er war abgeschnitten von dem direkten Kontakt zu seinen Mitchristen. Als einziges Kommunikationsmittel standen ihm Briefe zur Verfügung. Da diese durch Boten überbracht werden mussten, konnte die Zustellung mehrere Tage oder gar Wochen dauern. In seiner Handlungsfähigkeit war Johannes völlig eingeschränkt, er konnte nichts für die Gemeinden tun. Und auch wenn es in den Gemeinden Älteste gegeben hat, die sich um die wichtigsten Belange gekümmert haben, die Gottesdienste geleitet haben, so waren die Gemeinden doch von ihrer geistlichen Leitung getrennt, von dem, der für sie verantwortlich war. Die Kontaktsperre war wesentlich heftiger als die, die wir zurzeit erleben. Johannes konnte – zumindest nach den äußeren Gegebenheiten – keine begründete Hoffnung haben, überhaupt wieder Gemeinschaft mit den Christinnen und Christen in seinen Gemeinden zu erleben.
In diese Situation hinein spricht Christus selbst zu ihm. Dabei stellt er an den Anfang, dem Johannes – und damit auch uns – vor Augen zu stellen, worauf christlicher Glaube sich gründet: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Die Osterbotschaft ist das, worauf es wirklich ankommt.
Es geht um deutlich mehr als die Aussage, dass da vor knapp 2000 Jahren ein Mensch von den Toten auferstanden ist. Das an sich wäre ja schon bemerkenswert genug. Das an sich ist weit mehr als die Nahtoderfahrungen, von denen man immer wieder einmal hört und die ja auch schon sehr beeindruckend sind. Das an sich ist weit mehr als eine erfolgreiche Wiederbelebungsmaßnahme. Das an sich ist weit mehr als das, was sich Menschen unter Wiedergeburt vorstellen. Tod und Auferstehung von Christus bedeuten aber noch viel mehr: Christus hat die Schlüssel des Todes und der Hölle. Mit anderen Worten: Er, Christus hat die Macht, auch unseren Tod zu überwinden. Darin liegt das Eigentliche des Osterfestes. Diese Welt, wie sie ist, mit allen ihren Problemen und Schwierigkeiten, mit den Bedrohungen und dem, was uns Kummer macht, ist vergänglich. Selbst das, was uns im Tod erwarten würde, nämlich die absolute Kontaktlosigkeit, die absolute Trennung von Gott, ist überwunden durch den Tod und die Auferstehung von Jesus. Nicht nur, dass wir die Hoffnung haben dürfen, dass es irgendwie schon werden wird, dass es (wieder) besser wird. Wir dürfen die Hoffnung haben, dass uns eine Zukunft bevorsteht, die aus reiner Freude besteht. Wir dürfen die gewisse Zuversicht haben, dass wir leben werden ohne irgendwelche Beeinträchtigungen in der Gemeinschaft mit Christus und mit allen Gläubigen.
Das kann man feiern mit vielen Bräuchen, wenn sich denn die Gelegenheit dazu ergibt. Das gilt aber unabhängig von den äußeren Gegebenheiten, in denen wir uns gerade befinden. Es gilt, weil Christus selbst dafür einsteht. Und so ist es auch keine Frage, ob Ostern in diesem Jahr stattfindet oder nicht. Ostern ist da, weil Christus es zusagt: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Amen.
5. Gebet
Allmächtiger, ewiger Gott, durch den Tod deines Sohns hast du die Sünde und den Tod zunichte gemacht, durch seine Auferstehung Unschuld und ewiges Leben gebracht, damit wir als Erlöste in deinem Reich leben. Dafür loben und preisen wir dich und bitten: Schenke uns, dass wir darauf auch in dieser Zeit der Unruhe und Anfechtung fest vertrauen und uns ausrichten hin auf deine unendlich große Liebe.
Stehe allen bei, die in dieser Zeit unter Einsamkeit oder Krankheit leiden. Lass sie mit uns einstimmen in den österlichen Lobpreis. Stärke und unterstütze alle, die im Dienst an den Kranken stehen.
Das bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herren, der, vom Tode auferstanden, mit dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
Herausgegeben vom Pfarramt der Christusgemeinde Melsungen (SELK), Pfarrer Jörg Ackermann, Tränkelücke 6, 34212 Melsungen, Telefon 05661-2221, melsungen@selk.de
Erscheinungsdatum 11.4.2020
Bibelzitate aus der Lutherbibel (Revision 2017), © Deutsche Bibelgesellschaft 2016
Bestimmt für die Gemeinden der SELK im Gemeindebezirk Homberg (Efze), Schlierbach, Berge-Unshausen, Melsungen und Widdershausen-Obersuhl
Weitergabe erwünscht und erbeten.
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